Freitag, 6. Juli 2018

Alles ist miteinander verbunden...

Die letzten Tage waren ereignisreich und ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Es fing damit an, dass ich bei Kartierungsarbeiten am Rande eines Feldweges einen toten Steinkauz gefunden habe. Zwei Tage später - erneut unterwegs auf der anderen Mainseite - stehe ich beim Aussteigen aus dem Auto in einem Haufen Federn. Eulenfedern. Abgebissene Federschäfte. Also noch eine tote Eule. 

Wer mich kennt weiß, dass ich mich den Eulen besonders verbunden fühle. Zwei solche Funde hintereinander haben mich dann doch nachdenklich gemacht. Sind das Zeichen? Was soll das bedeuten? 

Ich hatte schon scherzhaft verlauten lassen, dass ich nun erstmal nicht mehr auf Streifzug gehe - aus Angst gleich wieder einen toten Vogel zu finden. Nunja, gestern bin ich dennoch wieder los gezogen. Und was soll ich sagen. Nun, seht selbst...

Eigentlich war ich schon auf dem Rückweg zum Auto als mir im Vorbeigehen auf dem Boden ein kreisrundes Ding auffiel. Mit dem Fuß drehte ich es um und dachte nur "Aha, ein Wespennest. Wer das wohl ausgegraben hat?" - und ging weiter. Irgendwo im hintersten Winkel meine Hirns ratterte es bereits. Doch bevor ich den Gedanken fassen konnte, fiel mein Blick auf eine Feder am Boden.

Sommer ist Federzeit und so freute ich mich über die schöne Greifvogel Feder, die ich für die Steuerfeder eines Mäusebussards hielt. Mit so einer Färbung hatte ich noch nie eine gefunden!

Ein paar Meter weiter musste ich eine Graben durchqueren und sah auf der anderen Seite einen schneeweißen Haufen leuchten. Mir war sofort klar, dass das Federn sind. Viele Federn. Von einem großen Vogel. Ungläubig starrte ich auf die große Feder in meiner Hand und näherte mich dem Haufen...


Eine unglaubliche Menge Brustfedern...weiß mit dunkelbraunen, fast schwarzen Streifen und die restlichen 11 Steuerfedern des toten Greifs. Ich muss sagen, ich fühlte mich an Schneeeulen Federn erinnert.... 

Ein paar Meter weiter dann noch mehr Federn auf und um einen Baumstumpf herum - und noch ein paar Schritte weiter dann die beiden kompletten Schwingen und den nun fleischlosen Brustkorb des Vogels. Ein gelber Fuß ragte auch noch hervor. Kopf und das andere Bein fehlten. Dies kräftigen Füße und die langen schwarzen Klauen! Faszinierend, dies mal so aus der Nähe sehen und berühren zu können. Doch in die Bewunderung über die Schönheit dieses Greifvogels - über den Tod hinaus mischte sich auch Bedauern und Traurigkeit, obwohl ich weiß dass es eben der Lauf der Dinge in der Natur ist. Fressen und gefressen werden. 


Gute Reise





Kraftvolle Fänge!







Dicht befiedertes Bein...


Die Federn leuchten schon von Weitem






Ich hatte das Bedürfnis, dem Tier ganz bewusst noch eine letzte Aufmerksamkeit zu erweisen und legte die Flügel, Körper und Beim am Boden so zusammen, als würde er fliegen. Das fühlte sich richtig für mich an. 

Währenddessen krabbelte neben der Gesundheitspolizei - den Totengräberkäfern und Rothalsigen Sylphen - auch eine Wespe aus dem Gefieder hervor. Wenn ihr genau hinschaut, dann könnt ihr sie auf dem ersten Bildlinks unten auf einer Feder sitzen sehen.

In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen und mir wurde klar, wen ich hier vor mir hatte. Einen Wespenbussard! 

Ich wusste nicht einmal, dass wir die hier in der Gegend haben.

Innerlich bewunderte ich zum wiederholten Male den Sinn für Humor von Mutter Natur. Zum einen hatte ich von Beginn an alle nötigen Hinweise bekommen, die ich brauchte - und zum anderen nährt die Wespe jetzt vielleicht ihre Brut mit den Überresten des Wespenbussards, der sich zuvor über ihre Brutwaben hergemacht hat. Alles ist miteinander verbunden.

Danke für diese Lektion!